Schattenspiele – Mit Schatten einzigartige Fotos erzeugen
«Wir sind der Meinung, Schönheit sei nicht in den Objekten selber zu suchen, sondern im Helldunkel, im Schattenspiel, das sich zwischen Objekten entfaltet» Tanizaki Jun’ichirō – japanischer Schriftsteller.
In der Fotografie gehören Licht und Schatten zusammen – denn wo es Licht gibt, gibt es auch Schatten. Besonders für den Bildkontrast ist ein Zusammenspiel von Licht und Schatten entscheidend. Erst durch Schatten entsteht Tiefe und Ausdruck auf Fotos. Sie können aber auch die Formen eines Objektes abstrahieren. Dabei kann die Beleuchtungsart zum Räumlichkeitseindruck des Fotos beitragen.
Schatten ist also nicht nur fehlendes Licht, sondern kann gestalterisch in der Fotografie eingesetzt werden. Die gestalterischen Schatteneffekte können surreale Bilder erzeugen und Gefühle verstärken, die ein Motiv vermitteln soll. Die Einsatzmöglichkeiten und Motive sind vielfältig – von Alltagsgegenständen bis hin zu Menschen. In diesem Artikel geben wir Ihnen Inspirationen für kreative Schattenspiele und Tipps, wie Sie diese grafisch abbilden können.
Bildkomposition und Licht
Nehmen Sie sich genügend Zeit für die Motivwahl. Denn ein gelungener Bildaufbau ist bei den Schattenspielen entscheidend. Dieser kann den Blick des Betrachters gezielt in bestimmte Bereiche lenken und verleiht dem Foto besondere Tiefe. So kann ein heller Bildbereich, Eingerahmt von Schatten, die Aufmerksamkeit des Betrachters gezielt führen. Zudem sollte im Vorfeld entschieden werden, ob ein einzelner oder mehrere Schatten im Fokus des Motivs stehen sollen. So können etwa überkreuzende Schatten interessante Muster entwickeln, aber auch schnell für zu viel Unruhe im Bild sorgen. Weiterhin verstärken Schwarz-Weiß-Aufnahmen den Kontrast von Licht und Schatten und sorgen für mehr Ausdruck und eine besondere Stimmung des Bildes.
Für den perfekt in Szene gesetzten Schatten ist die Richtung, aus der das Licht kommt und die Art der Lichtquelle wichtig. Nicht jede Lichtrichtung und jede Lichtquelle eignen sich für jedes Motiv. Die Belichtungszeit sowie die Einstellung der Blende kann bei Indoor- und Outdooraufnahmen variieren. Daher ist das Arbeiten mit Belichtungsreihen ein gutes Mittel, damit Ihnen das perfekte Bild nicht entgeht.
Ein gute Orientierungshilfe für das Fotografieren von Schattenspielen ist das Histogramm. Es hilft Ihnen, die dunkelsten und hellsten Bildeffekte auf den Bildern anzuordnen und somit Clipping zu vermeiden. Clipping beschreibt den Vorgang, indem die digitalen Bildsensoren ins Reinweiß übergehen und helle oder dunkle Stellen keine Zeichnung mehr aufweisen. Allerdings können bei der Schattenwurf-Fotografie Probleme mit dem Dynamikumfang des Motivs entstehen. Aus diesem Grund ist es ratsam, die Fotos im RAW-Format zu machen. Dies ermöglicht Ihnen einen Spielraum bei der Korrektur und Bearbeitung der Fotos, um so im Nachhinein den Dynamikumfang des Motivs zu vergrößern.
Outdoor-Schattenspiele
Bei Outdoor-Aufnahmen muss mit dem vorhandenen Licht der Sonne gearbeitet werden. Dabei können je nach Lichtbedingungen schwache und starke Schatten entstehen, die selbst als Bildmotiv fungieren können.
In den Morgen- und Abendstunden fällt das Sonnenlicht flach auf die Erde, wodurch lange Schatten im Streiflicht entstehen. Besonders in der Goldenen Stunde, die lange und dynamischen Schatten erzeugt, können Sie einzigartige Fotos mit warmen Farbtönen schießen. Aber auch die Wintermonate sind für die Schattenwurf-Fotografie von Vorteil, da die Sonne auch am Tag tief steht und somit lange Schatten wirft. In der Herbst- und Winterzeit entstehen weitere interessante Schattenmotive in Wäldern oder bei Nebel. Wenn das schwache Sonnenlicht durch ein Blätterdach eines Waldes oder durch Nebel fällt, entsteht ein schönes Licht- und Schattenspiel.
Indoor-Schattenspiele
Die Schattenspiele müssen nicht ausschließlich draußen gemacht werden, sondern können mithilfe von künstlichen Lichtquellen auch gut im Indoor-Bereich fotografiert werden.
Besonders bei Schattenspielen in Innenräumen ist die Lichtrichtung und die Lichtquelle beim Fotografieren entscheidend. Dunkle und scharfe Schattenränder werden mithilfe von Lichtquellen erzeugt, die weit entfernt oder kleiner sind. Verschwommene und hellere Schattenränder werden dagegen mit einer ausgedehnten und nahen Lichtquelle ermöglicht. Mehrere Lichtquellen aus unterschiedlichen Lichtrichtungen führen zu einer Überlagerung der Schatten, die für eine gezielte Dynamik im Bild sorgen.
Das Hauptaugenmerk bei Schattenspielen in Innenräumen liegt auf dem bewussten Experimentieren mit den Lichtquellen und Lichtrichtungen. Bei der Verwendung eines lichtstarken Objektivs ist es ratsam die Empfindlichkeit des Sensors, also den ISO-Wert, zu erhöhen. Aber Vorsicht: Wenn der ISO-Wert zu sehr ausgereizt wird, kann dies zu qualitativen Einschränkungen und Bildrauschen führen!
Fazit
Gestalterische Schatteneffekte können mithilfe von Streiflicht, das auf kleinere Objekte fällt, entstehen. Dabei kann das Bild, das durch den Schattengeber entsteht, leicht durch eine Manipulation des Einfallswinkels und des Lichts verändert werden. Indem etwa das Motiv, also der Schattengeber, durch diese Technik vergrößert oder verzerrt wird, kann eine Veränderung bis zur Unkenntlichkeit erreicht werden. Zudem kann aber auch das Objekt mit seinem Schatten auf dem Foto abgebildet werden. Somit können Schatten also nicht nur Maße und Tiefe auf Fotos erzeugen, sondern auch fantasievoll und verspielt in Szene gesetzt werden. Für die fotografischen Kunstwerke eignen sich Alltagsgegenstände wie Besteckgabeln, Porzellan oder ähnliches, aber auch die Natur bietet zahlreiche Motivmöglichkeiten.